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Interview mit Savoy Grand
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Interview mit Savoy Grand
Wenn man Savoy Grand lauscht ist es, als stünde die Zeit still. Stephen Hawking hätte seine helle Freude daran. Alles fällt in sich zusammen. Jegliche vergiftete Gedanken verwandeln sich in eine sternenklare Nacht. Es gibt keine nervenden Nachbarn, keine PC-Abstürze, keine Rechnungen mehr. Vielleicht doch noch, aber es wird durch diese Band zu einem unwichtigen Groll. Savoy Grand sind hier um dich zu erlösen. Eventuell nehmen sie dir dabei dein Leben, aber du wirst dich nicht wehren wollen. Bewegungslos wirst du dich diesen Klängen hingeben und es genießen...
Wie entstehen euere Songs, schreibst du die Songs alleine? Ja, normalerweise schreibe ich die Songs und dann arbeiten wir daran. Manchmal bleibt eine Idee fast unverändert und manchmal wird sie komplett umgeschrieben.
Die Songtexte findet man weder auf der CD noch auf der Webseite, hat das einen bestimmten Grund? Ich mag es nicht, dem Album die Texte beizulegen. Vielleicht stell ich sie mal ins Internet, aber ich bin ein sehr fauler Mensch. Ich denke, es ist nicht nötig, sich hinzusetzen und die Texte zu lesen, während man den selben Text gerade am Hören ist. Oder gar bevor man die CD gehört hat. Deshalb lasse ich sie lieber weg. Aber ich mag es auch nicht, wenn Kritiker sie falsch zitieren. Vielleicht doch lieber veröffentlichen? (lacht) Naja, dafür geben wir uns beim Artwork Mühe.
Wie schreibst du die Songs? Wenn ich mich hinsetze und einen Song schreibe, sag ich mir nicht: dieses Mal wird es so sein. So geht das nicht. Ich schreibe einen Song genauso wie ich mich fühle. Da gibt es keinen Plan und ich betrachte mich auch nicht als großen Innovator des Songwritings, ich schreibe einfach Songs.
Wieso habt ihr nur eine EP gemacht und kein ganzes Album? Wir wollten das Ganze recht schnell fertig stellen. Wir haben bei mir zu Hause aufgenommen und wussten, dass die Songs im Albumformat nicht funktionieren würden. Außerdem wollten wir den Leuten zeigen, dass es uns noch gibt. Dazu wollten wie eine kleine Tour machen. Das Album „Burn the Furniture“ lag ja schon etwas zurück. Ich mag es nicht, Songs für lange Zeit liegen zu lassen. Ich möchte Songs schnellstmöglich aufnehmen, weil sie mich sonst langweilen.
Werdet ihr zukünftig alle Alben zu Hause aufnehmen? Ähm... Nein. Ich mag es Sachen selbst aufzunehmen. Aber es ist sehr schwer auszumachen was daraus wird. Wir begannen die Aufnahmen zu Hause, aber später holten wir Mark Sparvey dazu, der uns schon beim Mischen der Alben half. Wir realisierten dann, das man jemanden von außerhalb braucht, der dir die Richtung vorgibt. Du kannst nicht selbst spielen und aufnehmen, das geht nicht gut. Kommt auf die Musik an, die man spielt. Aber wir werden es wieder versuchen. Aber ein Album sollte schon einen homogenen Sound haben, deshalb werden wir - um auf deine Frage zurückzukommen (lacht) - das nächste Album im Studio aufnehmen.
Ist es schwierig eure Songs live zu spielen? Was für eine Atmosphäre kann man erwarten? Manchmal ist es schon schwer. Aber auf den letzten Konzerten war das Publikum fantastisch. Sehr sehr leise, ich glaube die Leute haben es genossen. Es ist schon schwer ruhige, leise Songs zu spielen, aber wir mögen das.
Spielt ihr auch außerhalb Europas? Unsere Alben werden z.B. in Amerika nicht veröffentlicht, somit haben wir nie dort gespielt. Ich hoffe das ändert sich bald. Wir haben auch alle normale Jobs und deshalb begrenzte Zeit um so was durchzuziehen. Jemand muss ja zu Hause die Rechnungen bezahlen.
Was habt ihr denn für Jobs? Wir haben alle verschiedene Jobs, das ist aber nicht so interessant.
Warum hast du das Leben eines Musikers gewählt? Umgekehrt, es hat mich gewählt! (lacht) Ich liebte Musik und wollte Gitarre spielen, das Übliche halt.
Wie seit ihr eigentlich an das deutsche Label Glitterhouse gekommen? Gab es kein englisches, dass sich für Savoy Grand interessierte? Wir hatten ja schon ein paar Singles auf kleinen englischen Labels. Der Glitterhouse-Chef fand meine Emailaddresse auf einem englischen Reviewmagazin und dann hat er mir einfach gemailt.
Was sind so eure Lieblingsbands? Ich bin ein großer Hüsker Dü-Fan... Sonic Youth, The Minute Man vieles aus den späten 80er. Als ich mit Musik anfing, wollte ich so was wie ein Grunge-Rocker werden, aber ich spielte immer langsamere Sachen. The Smiths und REM hörte ich sehr gerne, aber nach eine Weile langweilten die mich.
Möchtest du nicht mal harte Musik spielen? Ja, ich denke darüber nach. Ich spiele gerne Gitarre, aber wenn man immer langsame Musik spielt lernt man - um ehrlich zu sein – nicht viel dazu. Aber momentan sind es die ruhigen Songs, die wirklich funktionieren. Ich warte mal einfach ab. Wenn ich mich jetzt hinsetzte mit der Vorgabe einen schnellen Song zu schreiben, würde ich Stunden da sitzen, ohne Ergebnis.
Ist es als Band schwieriger langsame Songs zu spielen? Da wird jeder Musiker anderer Meinung sein. Ich denke, es ist schwieriger langsame Songs zu spielen, wegen dem Timing. Die Musik braucht viel Raum und man muss genau wissen, wo man sich im Song gerade befindet. Da muss auch das Zusammenspiel der Band gut gehen, weil man jeden Fehler hört. Wenn man in einer Band spielt, wo der Drummer wie die Hölle auf das Kit schlägt und vorne drei Gitarristen stehen, merkt kein Mensch, wenn sich jemand verspielt. Aber man sollte sich nicht zu viele Gedanken drum machen, wir versuchen immer einen gute Performance hinzukriegen.
Danke.
interviewt von Sää LaVita am 30.05.04 in Heidelberg
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